Dieser Beitrag ist sehr persönlich und ich fühle mich berufen, darüber zu schreiben.
Heute habe ich einen Schritt gemacht, den ich seit 5 Jahren versucht habe, zu verhindern.
Mein Vater verstarb vor 5 Jahren. Er war damals in einem miserablen Zustand und die Beziehung seiner Frau uns Kindern gegenüber, war alles andere als angenehm. 2 Wochen vorher brachte ich meinen zweiten Sohn zur Welt und fühlte mich wund und zerbrechlich. Mein Vater lag im Sterben. Ein Tsunami schien über mich hinwegzubersten.
Einige Tage bevor er starb, überreichte mir seine Frau eine Kiste. Ich wollte diese Kiste nicht, war aber zu schwach, nein zu sagen. Sie sagte, es seien kleine Spielsachen drin, die von meinem
Vater seien, als er noch ein kleiner Bub war.
Ich nahm die Kiste und legte sie später in den Keller.
Da lag sie für 5 Jahre. Jedesmal wenn ich in den Keller ging und mein Auge sie entdeckte, wurde mir schwer ums Herz. Aber irgendwie konnte ich es auch aushalten.
Ich weiss um Feng Shui, aber es war mir Wurst, weil ich damit leben konnte, mit diesem einen Gegenstand, der Schwere erzeugte.
Ich glaube, dass ich schon immer ein Daddy-Kind war. Ich hatte eine tiefe Verbindung zu ihm. Er war mein Vater, mein Berater, mein Freund und ja, er war auch meine Mutter.
3 Jahre nach der Scheidung meiner Eltern, also mit 14, packte ich meinen Koffer und ging mit dem Fahrrad zu ihm.
Klingelte und sagte, dass ich nicht mehr von ihm getrennt sein möchte.
Ich blieb dort bis ich 24 Jahre alt war.
Unsere Verbindung war sehr stark. Wir verstanden uns ohne Worte. Wir sagten einander sehr oft, wie lieb wir uns hatten und was wir einander bedeuten. Wir lachten viel. Er ermutigte mich stets,
auf mein Herz zu hören. Sagte viel weises zu mir.
Sein Tod war und ist für mich immer noch schwer zu verstehen.
Die Nacht, in der er starb, lag ich in meinem Bett.
Mein 2- Wochen alter Bub neben mir. Alle 2 Stunden erwachte ich, weil mein Sohn Hunger hatte. Ich stillte.
Die Nacht war ruhig und finster.
Ich wusste, dass ich hier meinen Sohn stillte, ihn nährte und dass mein Vater am Gehen war. Es war eine unheimliche, wahnsinnig traurige und dennoch innerlich starke Nacht.
Ich musste stark sein für meinen Sohn und für mich, damit die Welle mich nicht wegspülte.
Mein Vater verstarb am Morgen.
Unser Hund verliess uns 2 Wochen darauf.
Es war ein Kommen und ein Gehen.
Ich habe es kommen sehen:
Die letzten Wochen habe ich es zum ersten Mal verspürt. Diesen inneren Impuls. Dieser Schritt, mich dem allem nun hinzugeben.
Heute war es soweit. Ich bin einfach in den Keller und habe diese Box aus dem Regal genommen. Fast furchtlos. Ich habe sie hingestellt und sie lange angeguckt.
Dann habe ich sie geöffnet.
Oh, ich weine während dem ich das tippe.
Diese Box hat soviele kleine Spielsachen drin aus den 50-er Jahren.
Meine beiden Buben haben so Freude gehabt beim Entdecken des Inhaltes.
Als ich dieses Pferd herausnahm, da sind die Tränenschleusen auf. Mein Herz ist fast zerschellt. Einerseits vor Schmerz, andererseits vor Freude.
Pferde waren meinem Vater wohl schon seit er klein war wichtig.
Mein Vater wurde später Hufschmied. Ich wuchs in einer Schmiede auf. Ich habe unzählige Kindheitserinnerungen an ihn und an die Pferde. An die Samstagnachmittage.
Heute ist auch ein Samstag.
Meine Söhne zu sehen, wie sie damit spielen, hat mir gezeigt, wie wir die Kraft haben, so vieles weiter zu geben. Nicht nur Spielzeug natürlich.
Sondern tiefe Verbundenheit.
Liebe.
Einander sagen, wie wichtig wir uns sind und wie lieb wir uns haben.
Kommunizieren auch ohne vieler Worte.
Familiengeschichten und Generationen.
Wir sind, wer wir sind.
Wir kommen, woher wir kommen.
Zeit für Frieden.
Zeit für Vergebung.
Im Moment lasse ich alle meine Emotionen einfach zu. Es ist als wäre durch das Öffnen der Box, so vieles befreit worden. Tränen fliessen. Heilung geschieht. Tiefe, tiefe Wunden können nun heilen.
Vättu, ich vermisse dich!
Andrea
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Josianne (Samstag, 15 August 2015 22:01)
Du bist grossartig Andrea. Dein Vater lächelt dir vom Himmel aus wohlwollend zu.
Nicole Bailer (Samstag, 15 August 2015 22:05)
Liebste Andrea, es liegt mir im Moment nichts ferner als diese so persönliche Geschichte zu kommentieren.
Was ich aber an dieser Stelle aus tiefstem Herzen machen werde: Danke sagen!!
Danke für so viel Herz, Liebe und Öffnung. Einen Menschen wie dich habe ich auf Gottes Erden noch nie kennen gelernt und ich bin mir absolut sicher, dass dein Vater im Moment mit einem Lächeln auf dich herab sieht und unglaublich stolz auf seine Andrea ist!!!
Danke für dein SEIN!
Andrea Hiltbrunner (Samstag, 15 August 2015 22:06)
Oh Josianne, ich danke dir!
Corinne (Samstag, 15 August 2015 22:08)
Hut ab, das ist ein starkes Stück!! Danke liebe Andrea!! Mir gefällt, dass Du nicht bis Montag gewartet hast mit posten und wir somit nicht warten mussten
Andrea Hiltbrunner (Samstag, 15 August 2015 22:08)
Liebe Nicole, danke, danke, danke. Einfach danke!!!
corinne (Samstag, 15 August 2015 22:14)
...es printet hier bei meinem Eintrag wieder nicht den ganzen Text... aber ich glaube, Du konntest es dennoch lesen, gell...
Herzlichen big hug von
Corinne
Elke (Samstag, 15 August 2015 22:46)
Liebe Andrea,
So eine wunderbare Geschichte, danke dir aufrichtig fürs Teilen!
Ich sehe deine Söhne richtiggehend vor mir, wie sie mit den Spielsachen ihres Großvaters spielen. Ein fließendes, ein verbindendes Bild. Verbundenheit über Generationen. Das fühlt sich so fein an.
Und du hast mich inspiriert, darüber nachzudenken, was mein Vater mir hinterlassen hat. Danke auch dafür!
Herzensfriedliche Grüße! elke
Andrea Hiltbrunner (Samstag, 15 August 2015 22:55)
Liebe Corinne, ich versuche deinen Kommentar einzufügen. Hoffe, es klappt. Ich danke dir sehr, Corinne!
Corinne: Hut ab, das ist ein starkes Stück!! Danke liebe Andrea!! Mir gefällt, dass Du nicht bis Montag gewartet hast mit posten und wir somit nicht warten mussten
corinne (Samstag, 15 August 2015 23:24)
...schon gut, danke für Deinen EifügVersuch. Da ich vom handy ais schreibe, kann es sein, dass ich keinen Absatz, Verbesserungen von Vertippern u s.ä. machen darf, weoul es sonst abschneidet... ich wünsche allen eine gute Nacht und viel Fliessen, damit die "Kwller, aäh, Keller leichter" werden!!! Herzlichst, Corinne
Doreen (Sonntag, 16 August 2015 00:07)
Liebe Andrea,
Du berührst mich sehr mit deiner Geschichte.
Du bist eine wundervolle Frau mit so viel Kraft und Hingabe an das, was du tust. Von Herzen Danke für Dich
Géraldine-Aimée (Sonntag, 16 August 2015 11:10)
quantum entanglement… wie Schwingungen nie verloren gehen, wie tief sie dich und durch dein Mitteilen uns/mich berühren.. Herzensöffnungen.. ich danke dir sehr, da diese Öffnungen mich so in meinem liebenden Sein verankern… mögen nun sanfte Wellenschwingungen deines Vaters dein Herz erfreuen… in liebevoller Verbundenheit Gé
Sabine (Sonntag, 16 August 2015 13:21)
Ich lese Licht & unendliche Liebe. WUNDERVOLL
Jackie (Sonntag, 16 August 2015 16:18)
Wunderbar liebe Andrea. Dies sind dauerhafte Geschenke. Einen schönen Wochenenden.
Johanna (Sonntag, 16 August 2015 21:24)
Ich bin berührt. Von deiner Offenheit, deiner Ehrlichkeit in der du dich hier als Mensch zeigst, als mutige Frau die dem Leben ins Gesicht sieht und Mut macht sich den eigenen Schatten zu stellen. Danke Andrea!
Andrea Hiltbrunner (Sonntag, 16 August 2015 21:28)
Ich danke euch allen von Herzen! Dankbarkeit! Andrea
Katja (Montag, 17 August 2015 09:17)
Mir steigen selbst die Traenen auf! Wunderschoen von Liebe umhuellt! Danke Andrea, fuer deine Ehrlichkeit Herzlichkeit.
Andrea (Montag, 17 August 2015 11:51)
Danke fuer diese bewegende Geschichte. Ich bin sehr verkehrt. LG und schoenen Tag.
Michaela (Dienstag, 18 August 2015 08:34)
Liebe Andrea,
dankeschön fürs teilen.
Das erinnert mich an die Tüte mit den letzten Habseligkeiten meines großen Bruders…
Einerseits „musste“ ich sie mir sofort anschauen, andererseits hätte ich die Tüte gerne in die hinterste Ecke im Keller gestellt.
Es wurden viele Erinnerungen an Dinge geweckt, die wir gemeinsam erlebt haben. Schaurig schön. Und sehr tränenreich.
Wie schön, dass deine Kinder jetzt mit den Spielsachen deines Vaters spielen können. Er freut sich sicher mit euch.
Liebe Grüße
Michaela
Barbara Zbinden (Dienstag, 18 August 2015 09:29)
Liebe Andrea, danke für diese Geschichte. Mir fehlen gerade menschliche Worte für das was passiert, ich spüre Bilder. Die Tränen fliessen und das Herz ist berührt. Herzhimmelsgrüsse.
Annelore Brenner (Dienstag, 18 August 2015 11:27)
Liebe Andrea, vielen Dank für diese Geschichte, die wirklich ans Herz geht und zeigt, dass es es Sinn macht, sich auch schweren Dingen aus der Vergangenheit zu stellen und Heilung geschehen zu lassen.
Viele liebe Grüße
Annelore
Andrea Hiltbrunner (Dienstag, 18 August 2015 14:54)
Vielen herzlichen Dank! Ja, es macht wirklich Sinn und Heilung geschieht! Herzlichst, Andrea
Michèle (Mittwoch, 19 August 2015 19:44)
Vielen Dank, dass Du Deine Emotionen, Deine Gedanken, Deine Geschichte mit uns geteilt hast.
Sie hat mich sehr berührt! Danke dafür.
Uschi (Donnerstag, 20 August 2015 14:29)
Was für eine wunderschöne Geschichte, liebe Andrea! Eine wundervolle Idee, Dir diese Box "voller Liebe und Gefühle" zu hinterlassen... Als ich Deine Zeilen las, erinnerte ich mich an die Szene in "Die fabelhafte Welt der Amélie" (übrigens einer meiner absoluten Lieblingsfilme aller Zeiten...). Solche Erinnerungen kann man mit keinem Geld der Welt kaufen, sie sind einmalig und sehr wertvoll! Ich hatte auch schon öfter die Idee, eine kleine "Schatzkiste" anzulegen mit Dingen, die mir gerade jetzt wichtig sind - und sie z. B. in 25 Jahren oder noch später zu öffnen! Das wäre bestimmt ein sehr emotionaler Moment... Ich finde es auch wunderschön, wenn man so etwas für seine Kinder macht und ihnen die Box irgendwann gibt, wenn sie erwachsen sind. Meine Oma hat auch all meine Zeichnungen, Briefe und kleinen Näharbeiten, die ich ihr als Kind immer geschickt habe, in einem Ordner gesammelt und mir erst vor wenigen Jahren an Weihnachten gegeben. Ich habe mich riesig darüber gefreut, da ich als Kind mit meinen Eltern aus Rumänien ausgewandert bin, quasi "mit einem Koffer in der Hand" und kaum etwas mitnehmen konnte aus der Zeit... Umso wertvoller ist mir dieser Ordner jetzt!
Christiane Welk (Sonntag, 23 August 2015 09:19)
Liebe Andrea, witzig ich habe den Artikel immer wieder gesehen aber irgendwo wollte ich nicht hineinschauen..wie du und diese Box.Mir kommen grade die Tränen , du hast mich tief berührt mit deiner Geschichte. Ich war bis zu seinem Tod vor 18Jahren Daddies Liebling: und das obwohl ich IHN sehr ablehnte und wie nicht sehen wollte was hinter diesem Mann war der trank..Ich habe mir dabei immer einen Vater gewünscht der mir zeigt und sagt mir selbst zu vertrauen und zu mir zu stehen...den Halt zu spüren, aber ich habe ihn irgendwie Nie richtig Present gespürt. SEINE LIEBE das Weiss ich war da und zeigt mir heute dass sie sehr subtil sein kann ER hatte SEINE eigene SEHR UNBEHOLFENE Art zu Lieben. DANKE ANDREA!
Stephanie (Montag, 24 August 2015 15:35)
Liebe Andrea,
Deine Geschichte hat mich sehr berührt und mich an meine verstorbenen Eltern erinnert. Auch ich war ein Vater-Kind und als er ging, war ich 7 Jahre alt. Ich habe eine kleine Spielbox, deren Melodie mich an ihn erinnert. Ja, es braucht manchmal Mut, hinzufühlen. Der Schmerz blieb lange bei mir; heute ist in mir eine große Freude und Dankbarkeit und Liebe. Und er ist einer meiner Geistführer geworden.
Sei herzlich umarmt, Deine Stephanie